Konzept zur Gründung eines
Deutschen Fotoinstituts (DFI)
in Düsseldorf
1. Einleitung – Warum ein Deutsches Fotoinstitut?
2. Aufgaben des Deutschen Fotoinstituts
2.1 Präsentation / Vermittlung
2.2 Forschung
2.3 Sammlung / Archiv / Nachlassverwaltung
2.4 Kunsttechnologie / Restaurierung / Konservierung / Neuproduktion
2.5 Digitalisierung / digitale Archivierung
3. Architektur und Ausstattung
3.1 Raumprogramm
4. Personal
5. Standort
7. Ausblick
Zusammenfassung
Mit dem Deutschen Fotoinstitut (DFI) in Düsseldorf soll ein Kompetenzzentrum zu Fragen der Präsentation und Vermittlung, Erforschung, Sammlung und Erhaltung analoger, digitaler und hybrider Formen des fotografischen Erbes entstehen.
Das DFI versteht sich einerseits als umfassendes Archiv fotografischer Kultur und vereint an einem Ort ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es sichert und sammelt relevante fotografische Vor- und Nachlässe und arbeitet diese exemplarisch auf. Das DFI möchte dabei den unterschiedlichen Existenzformen von Fotografie Rechnung tragen und verschiedenste Bereiche von Fotografie berücksichtigen, um das fotografische Erbe in größtmöglicher Vielfalt zu erfassen.
Das DFI fungiert als Dialogpartner und Vermittler zwischen Künstler*innen und Fotograf*innen auf der einen sowie Forschung und Industrie auf der anderen Seite.
Das DFI ist außerdem Beratungs- und Servicestelle zu Fragen rund um die Erhaltung von Fotografie und Denkfabrik, an der Grundlagenforschung betrieben wird. Es baut eine umfassende Materialsammlung zur kunsttechnologischen Erforschung aller fotografischer Medien auf.
Das DFI entsteht nicht in Konkurrenz zu bestehenden Sammlungen und Institutionen für Fotografie in Deutschland, sondern als langfristiger Partner für diese.
Das DFI kooperiert regional, national und international mit Kulturinstitutionen, Fotoarchiven, Universitäten, Regierungsbehörden, Bundesforschungseinrichtungen und Industrie. Es steht im Austausch mit Bildschaffenden sowie Interessens- und Berufsverbänden.
Die wissenschaftlichen und technologischen Standards, die das DFI für seine interne Nutzung erarbeitet, können als Empfehlung für fotosammelnde Institutionen und Organisationen gelten, um in einen konstruktiven Austausch zu kommen.
Mit seiner offenen Architektur, seinen Vermittlungsangeboten vor Ort sowie digitalen Formaten ist das DFI ein lebendiger Ort, der gleichermaßen einem interessierten Publikum aller Altersklassen wie auch Fachleuten offen steht.
Mit einem Standort in räumlicher Nähe zum Düsseldorfer Ehrenhof ist das DFI in eine kulturelle Infrastruktur mit traditionsreichen Kunstinstitutionen eingebunden und kann so nachhaltige Synergien bilden.
1. Einleitung – Warum ein Deutsches Fotoinstitut?
185 Jahre nach ihrer Erfindung ist die Fotografie aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie bestimmt unsere Kommunikation, die Medien, den Wissenstransfer, ist persönliches wie kulturelles Gedächtnis. Sie findet im Privaten genauso Anwendung wie im Öffentlichen, in Wissenschaft, Kunst oder Wirtschaft.
Deutschland spielt in der Geschichte und Entwicklung der Fotografie eine zentrale Rolle. Werke von weltbekannten Fotograf*innen und Künstler*innen aus Deutschland befinden sich international in Museumssammlungen, haben die Bildsprache der Medien geprägt und Geschichte geschrieben. Auch die technische Entwicklung des Mediums ist eng mit deutschen Firmen wie Leica, Zeiss, Liesegang oder Agfa verbunden, deren Innovationen die Professionalisierung der Fotografie sowie ihren Aufstieg zum Massenmedium unbestritten geprägt haben.
Auf dem Gebiet der kunsthistorischen, theoretischen und interdisziplinär-wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Medium gibt es in Deutschland hoch spezialisierte und kompetente Institutionen.
Zu wenig wird jedoch bislang der Bewahrung, Archivierung und Restaurierung der Fotografie als Kulturgut Rechnung getragen. Diesen Mangel auszugleichen ist umso wichtiger vor dem Hintergrund, dass mit dem Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie neue Herausforderungen erwachsen sind und die notwendigen archivarischen und konservatorischen Maßnahmen voraussichtlich noch komplexer und anspruchsvoller werden. Sammlungen und Archive, selbst an großen öffentlichen Häusern, verfügen oft nicht über die technischen und personellen Ressourcen, um die fotografischen Bestände dauerhaft zu bewahren. Hier kann das neue Institut die Lücken füllen, welche das gewachsene Netz an individuell agierenden, föderal organisierten Fotosammlungen und -archiven offenbart.
In der zeitgenössischen Fotografie sind neben den konservativen Kategorien analog und digital medienübergreifende Mischformen und neue Technologien entstanden, die teilweise ganz auf das Internet oder die Sozialen Medien gestützt sind, was ihre Sammlung und Archivierung aus museologischer Sicht erschwert. All diese Entwicklungen verlangen nach neuen Bearbeitungsaufgaben und Bewahrungstechniken sowie innovativen Lösungen. Vor diesem Hintergrund soll mit dem Deutschen Fotoinstitut (DFI) ein bundesweites Kompetenzzentrum in Fragen der Forschung und Erhaltung von analogen, digitalen und hybriden Formen des fotografischen Erbes gegründet werden. Hier kann ein Institut, das im Bereich der materialspezifischen und kunsttechnologischen Forschung arbeitet, Maßstäbe setzen und zu einem Vorzeigeprojekt von internationaler Bedeutung werden.
Das Deutsche Fotoinstitut vereint die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Fotografie, ist Wissensspeicher und -vermittler, Initiator und Impulsgeber.
Mit seinem Archiv sichert es herausragende Vor- und Nachlässe, die künstlerisch bedeutsam sind oder eine übergeordnete kulturelle, zeittypische, dokumentarische oder gesellschaftliche Relevanz besitzen.
Als Kompetenzzentrum garantiert es die Konservierung und Digitalisierung fotografischer Werke nach neuesten technischen Standards und kooperiert mit Spezialdienstleister*innen und Restaurierungszentren. Es entwickelt Handlungsempfehlungen für die Bewahrung von Fotografie.
Es agiert als Vernetzungs- und Koordinierungsstelle für Fotosammlungen und -institutionen und ist hinsichtlich der Sicherung wesentlicher fotografischer Konvolute für kooperative Lösungen zwischen dem DFI, verschiedenen Institutionen und Künstler*innen bzw. entsprechenden Akteur*innen zuständig.
Das DFI entsteht nicht in Konkurrenz zu bestehenden Sammlungen und Institutionen für Fotografie, sondern als langfristiger Partner für diese. Als Ergänzung zu historisch ausgerichteten Sammlungen und Forschungsstätten richtet es den Blick auf die Zukunft des Mediums aus einer wissenschaftsübergreifenden Perspektive.
Es fungiert als öffentlicher Ort der Auseinandersetzung mit dem Medium sowohl für Expert*innen, aber auch für ein interessiertes Publikum, das sich dem Thema Fotografie von vielfältigen Herangehensweisen aus nähern kann.
2. Aufgaben des Deutschen Fotoinstituts
Das DFI ist ein Ort, an dem Wissen produziert und das Verständnis der Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Fotografie vertieft und vermittelt wird. Dies geschieht wissenschaftlich durch die Arbeit mit Technologien, Materialien und theoretischen Fragestellungen, Archivarbeit, öffentliche lokale sowie digitale Präsentationen, Bildung, institutionelle Kollaborationen, Publikationen sowie Stipendien für Forschung und künstlerische Arbeit.
Die Bestände des DFI – die fotografischen Vor- und Nachlässe genauso wie die Bibliothek, die Archive und die materialspezifischen Studien – sind einer internationalen Gemeinschaft aus Forschenden, Lernenden sowie der interessierten Öffentlichkeit zugänglich. Die verschiedenen Bereiche des DFI mit ihren Aktivitäten und Ressourcen sind eng miteinander verwoben, befruchten sich gegenseitig und schaffen so einen Raum, an dem Forschung, kritische Aus- einandersetzung, Wissensaustausch und Bildung ineinandergreifen.
Das DFI öffnet mit seinen Veranstaltungen und Projekten Räume für kreative und philosophische Formate mit explizit experimentellem Charakter und bietet eine gemeinsame Plattform für Wissenschaftler*innen, Kulturschaffende und die Öffentlichkeit. Eine offene Diskussion über zeitaktuelle Fragestellungen im Bereich der Fotografie und medialer Kontexte vor dem Hintergrund ihrer Entwicklung zwischen Vertreter*innen der Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft im Austausch mit einer globalen Öffentlichkeit gilt als Ideal. Sie soll relevante Aspekte aktueller Forschung extrahieren und soziokulturelle Zukunftsperspektiven entwerfen.
2.1 Präsentation / Vermittlung
Die Präsentation und Vermittlung von Fotografie ist eine Kernaufgabe des DFI, mit der das Institut sich einem breiten Publikum öffnen möchte. Die wissenschaftliche Abteilung arbeitet von Anfang an eng mit der Vermittlungsabteilung und der Digitalredaktion des DFI zusammen, um eine organische physische und digitale Präsentation und Vermittlung zu gewährleisten.
Das DFI ist ein lebendiger Ort, das die ihm anvertrauten Werke von Künstler*innen zeigt, in Dia- log bringt, verleiht und diskutiert. Verschiedene Formate dienen dazu, die unterschiedlichen Zielgruppen des DFI – an Fotografie interessierte Bürger*innen und Schulklassen genauso wie Spezialist*innen oder Fachleute – auf mehreren Ebenen anzusprechen. Schwerpunkt der öffentlichen Präsentation ist der Ausstellungsbetrieb, wobei die Definition einer Ausstellung bewusst offengehalten wird und nicht nur die Präsentation von fotografischen Bildern bein- haltet, sondern auch Archivmaterialien, Ephemera, Technologie, Film oder andere Medien umfassen kann. Durch das Ausstellungsprogramm soll das breite Spektrum der Fotografie erfahrbar werden. Die Ausstellungen des DFI können auch wandern und an anderen Institutionen national wie international gezeigt werden.
Mit der geplanten offenen und durchlässigen Architektur bietet sich die Möglichkeit, sowohl dauerhafte Sammlungspräsentationen aus den eigenen Beständen als auch Wechselausstellungen mit eigens produzierten Konzepten oder Übernahmen aus anderen Institutionen aus dem In- und Ausland zu zeigen. Es gibt keine inhaltlichen Einschränkungen, solange das Konzept für den fotografischen Diskurs bedeutend ist. Die Relevanz wird durch das kuratorische und wissenschaftliche Team des Instituts ermittelt. Das DFI setzt sich für ein ausgewogenes Verhältnis der Sichtbarkeit von Künstler*innen und Fotograf*innen ein und nimmt möglichst viele unterschiedliche Perspektiven in den Blick.
Auch öffentliche Seminare, Symposien oder Tagungen können Ausgangspunkt einer Präsentation oder Ausstellung sein, sodass eine Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Praxis entsteht. Die Zusammenarbeit mit Schulen, Ausbildungsstätten und Hochschulen ist selbstverständlich.
Das DFI verfolgt einen zukunftsorientierten und nachhaltigen Ansatz der Wissensvermittlung. Am Institut sollen partizipative Formate in enger Zusammenarbeit mit Künstler*innen und Fotograf*innen, aber auch mit Wirtschaft und Forschung entwickelt werden, in denen Fotografie einen Raum für intensive, wechselseitig inspirierende, kritische und neugierige Interaktionen zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft eröffnen kann. Die Vermittlungsarbeit findet durch Führungen, Workshops, Seminare, Symposien, Publikationen, Gesprächs- und Onlineformate sowie Soziale Medien statt. Geführte Besuche durch das Schaudepot sowie die Labore und Werkstätten tragen außerdem dazu bei, die vielfältigen fotografischen The- men und Fragestellungen zugänglich zu machen. Alle Vermittlungsangebote werden generationenübergreifend und inklusiv gedacht.
Ebenso wichtig für die Vermittlungsarbeit ist die öffentliche Präsenzbibliothek, die ein fester Bestandteil des DFI ist und zur vertiefenden Auseinandersetzung mit Fotografie einlädt. Hier besetzt das DFI eine spezialisierte Nische und ergänzt das Angebot der akademischen Bibliotheken der Hochschulen sowohl in der Region als auch weit darüber hinaus.
Online erfährt man über die Arbeit des DFI durch seine Webseite, auf der möglichst alle Bilder, Informationen und Arbeitsergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Digitale Ausstellungs- und Vermittlungsformate werden Hand in Hand mit den Ausstellungen vor Ort gedacht und machen die Präsentationen des DFI über den Standort hinaus erfahrbar.
Die Website des DFI dient zusätzlich als aktive Plattform des Austauschs und der Bildung. Durch die Veröffentlichung von aktueller Berichterstattung und Neuigkeiten aus dem Gebiet der Fotografie, Essays, Kommentaren, Studien und die Bereitstellung von Tutorials und Diskussionsforen soll die Webseite zu einer wichtigen Anlaufstelle für Fotografie werden.
2.2 Forschung
Das DFI ist gleichermaßen ein Ort der Forschung im Sinne eines Labors sowie der Produktion und Interpretation von Wissen. Die Fotografie im DFI ist sowohl Werkzeug als auch Gegenstand der Forschung. In diesem Zusammenhang ist die Erforschung der Auswirkungen von Fotografie und ihrer technologischen Entwicklung auf Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ebenso Aufgabe des DFI wie die impulsgebende und zukunftsgewandte bildwissenschaftliche und kunsttechnologische Beschäftigung mit ihr.
Die Erforschung kunsttechnologischer Fragestellungen und Methoden zum Erhalt von Fotografien werden am DFI durch den Aufbau der notwendigen Infrastruktur ermöglicht. Das DFI deckt auf diese Weise einen in Deutschland bisher wenig berücksichtigten Forschungsbereich ab und kann so einen wertvollen Beitrag zum internationalen Diskurs leisten.
Obwohl es in Deutschland an einigen Universitäten und Archiven eine breite kunst- und fotohistorische Forschung gibt, wird die Wissensproduktion und -vermittlung im Bereich der Fotografie als Kunstwerk seit Ende der 1970er Jahre nur als Teilbereich der Kunst- und Bildwissenschaften geführt. Es herrscht Bedarf an einer breiten Grundlagenforschung, die sich mit fotografischen Kunstwerken, ihren Intentionen und Techniken, ihren wechselnden Materialitäten und ihren spezifischen Erscheinungsformen auseinandersetzt. Deutschland hat ein hoch spezialisiertes Gewerbe im Bereich der Produktion von zeitgenössischen Fotografien, dessen Wissen für die Erhaltung von Fotografie unerlässlich ist. Die institutionalisierte Vernetzung dieser Produzent*innen mit einer wissenschaftlichen Einrichtung wird international herausragend wirken. In enger gegenseitiger Abstimmung könnte ein Fotoinstitut so Produktionsmittel und Wissen erhalten und, wenn nötig, übernehmen, um auch überholte Technologien langfristig zu bewahren. Dafür kann das DFI in Zusammenarbeit mit den Künstler*innen und Fotograf*innen eine Datenbank aufbauen, in der Materialien, Technologien, Prozesse und spezialisierte Dienstleister*innen erfasst sind, um dieses Wissen langfristig zu erhalten. Ein Fotoinstitut als bundesweite Kompetenzstelle für Fotografie und fotobasierte Kunst, die mit ihrer Expertise andere Institutionen ergänzt oder berät, könnte so als Schnittstelle zwischen Künstler*innen, Wissenschaft, Technik, Galerien und Sammlungen fungieren.
Auf dem Feld der bildwissenschaftlichen und historischen Forschung zur Fotografie agiert das DFI als Denkfabrik, an dem Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Disziplinen ein offenes, innovatives und visionäres Umfeld finden, um gemeinsam im Rahmen von langfristig ausgerichteten Arbeitsgruppen und temporären Formaten wie Symposien, Konferenzen oder Workshops an Fragestellungen zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Fotografie zu arbeiten. Mit Stipendienprogrammen garantiert das DFI die Diversität und Unabhängigkeit der Forschung und der künstlerischen Produktion und fördert sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus künstlerischer Sicht innovative Herangehensweisen und Perspektiven. Die Stipendien halten die Diskussionen rund um die am Institut diskutierten Fragestellungen zur Fotografie lebendig und bringen neue Standpunkte in die Arbeit des DFI ein. Die vom DFI jährlich ausgeschriebenen Artists-in-Residence- bzw. Researcher-in-Residence-Programme richten sich an internationale Wissenschaftler*innen und Künstler*innen, die innerhalb der Infrastruktur des Instituts eigene Projekte entwickeln oder sich in bestehende Forschungsbereiche einbringen können. Neben dem Nachwuchs gilt es insbesondere, Wissenschaftler*innen und Künstler*innen in der Mitte ihrer Karriere zu unterstützen. Für die Künstler*innen wird zudem durch das DFI ein externes Atelier zur Verfügung gestellt. Das DFI kooperiert mit Kulturinstitutionen, Universitäten, Regierungsbehörden, Bundesforschungseinrichtungen und der Industrie. Darüber hinaus steht es im Austausch mit Fotograf*innen sowie Interessens- und Berufsverbänden. Das Institut initiiert Drittmittelprojekte und stellt im Rahmen dieser spezifische Arbeitsgruppen zusammen. Das DFI bekennt sich klar zu einem interdisziplinären Forschungsansatz zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft. Auch eine Öffnung zu privatwirtschaftstreibenden Unternehmen bedeutet nicht, sich einseitig der Logik von Märkten anzupassen. Im Gegenteil: Das Verstehen der Mechanismen des Kunstmarktes ist unabdingbar, um das Abwandern von soziokulturellen Schätzen der Fotografie zu verhindern und die zeitgenössische Kunstproduktion nachhaltig zu stärken, zu erhalten und wissenschaftlich aufgearbeitet einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Dazu gehört auch die Beschäftigung mit den rechtlichen Aspekten der Fotografie und die Etablierung von international anerkannten Archivierungs-, Lagerungs- und Zertifizierungsmethoden.
Die Ideen und Visionen von Künstler*innen und Fotograf*innen können die wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen anregen, da ihre breit gefächerte, explorative Herangehensweise das Denken der Wissenschaftler*innen öffnen kann. Umgekehrt können technologische Entwicklungen auch die künstlerischen Methoden und Ausdrucksformen erweitern, wie es sich vor allem im Bereich der Fotografie im Laufe der letzten Jahrzehnte besonders eindrücklich vollzogen hat.
Das DFI sucht die aktive Vernetzung nationaler wie internationaler Fotoarchive und -sammlungen, sowohl virtuell über gemeinsame Datenbanken als auch im direkten und persönlichen Kontakt mit Institutionen und Akteur*innen. Es initiiert den Aufbau einer nationalen Datenbank des fotografischen Erbes in Deutschland.
Nationale Bündnisse wie die Arbeitsgemeinschaft kunsthistorischer Bildarchive und Fototheken (AKBF) oder internationale Großprojekte wie die Europeana und die Datenbank Daguerreobase sind potenzielle Partner*innen, mit denen langfristig ein wertvoller und fruchtbarer Austausch entstehen kann.
Im Bereich Restaurierung / Konservierung befindet sich mit dem Restaurierungszentrum Düsseldorf ein wertvoller Partner in unmittelbarer Nähe. Regional ist auch der Studiengang Restaurierung und Konservierung des Cologne Institute for Conservation Sciences (CICS) vorhanden. Auch auf nationaler Ebene sind Kooperationen zu weiteren Restaurierungs- bzw. Konservierungsstudiengängen, aber auch zu bestehenden Forschungseinrichtungen wie zum Beispiel der Forschungsallianz Kulturerbe zu suchen. Darüber hinaus werden internationale Kooperationen mit führenden Institutionen in diesem Bereich, zum Beispiel dem Image Permanence Institute in Rochester (USA), angestrebt.
2.3 Sammlung / Archiv / Nachlassverwaltung
Das DFI versteht sich als umfassendes Archiv fotografischer Kultur. Eine Kernaufgabe des DFI, neben der Forschung zur und Präsentation von Fotografie, ist der Schutz und die Bewahrung fotografischer Nachlässe.
Das DFI ist ausgerichtet auf analoge, digitale und hybride Formen des Fotografischen. Aufgenommen, gesammelt und archiviert werden exemplarische Werke oder geschlossene Werkkomplexe, die künstlerisch bedeutsam oder von übergeordneter, kultureller, dokumentarischer, gesellschaftlicher Relevanz sind.
Das DFI möchte dabei den unterschiedlichen Existenzformen von Fotografie Rechnung tragen und verschiedenste Bereiche sowie Formen von Fotografie berücksichtigen, um das fotografische Erbe in größtmöglicher Vielfalt erfassen zu können. Dazu können neben der künstlerischen, dokumentarischen und bildjournalistischen Fotografie auch wissenschaftliche sowie private Fotografie bzw. Amateurfotografie gehören.
Werke aus allen Sammlungsbereichen sollen exemplarisch erforscht und kunsttechnologisch untersucht werden, um anhand ihrer Materialität neue Erkenntnisse und Empfehlungen für die Restaurierung und nachhaltige Bewahrung von Fotografie abzuleiten. Ergänzend zu fotografischen Vor- und Nachlässen kann das DFI persönliche Archive mit Dokumenten, Korrespondenz, Ephemera etc. einzelner Fotograf*innen in den Sammlungsbestand aufnehmen, wenn diese zur Erforschung des Werkes beitragen und Aufschluss über die Entstehungsgeschichte oder den Kontext desselben geben. Des Weiteren sind auch bedeutsame Sammlungen oder Archive von Sammler*innen aufzunehmen.
Ziel der Sammlung ist, größere Konvolute zu erhalten, sodass eine Position oder Werkreihe in ihrer ganzen Dimension nachvollziehbar wird. Demnach können Dokumente, Materialien, Positive, Negative, digitale Daten etc., auch wenn sie konservatorisch individuell behandelt werden, in einem Komplex zusammengeführt werden. Dabei kann es sich um komplette Vor- oder Nachlässe, komplette Sammlungsbestände, die schützenswert sind, einzelne Werkreihen, Negativkonvolute oder allein (bzw. rein) digitale Daten handeln.
Das DFI möchte Nachlässe vor der Zerstreuung und Veräußerung sichern. Insbesondere in diesem Bereich sieht es das DFI als seine Aufgabe an, die bereits bestehenden Nachlässe in den fotobasierten Archiven der Bundesländer zu vernetzen, zu unterstützen und in ihren jeweiligen inhaltlichen Ausrichtungen zu verstärken.
Über die Aufnahme von Vor- bzw. Nachlässen entscheidet ein Gremium. Das DFI bereitet die Entscheidungsgrundlagen vor und berät das Gremium in diesem Prozess.
Die Aufnahme von Vor- bzw. Nachlässen wird zwischen den Bildautor*innen bzw. deren Erb*innen und dem DFI individuell vertraglich geregelt, um die konservatorische Bewahrung und den Umgang mit dem Werk zu garantieren. Das DFI behält sich den Erwerb weitreichender Nutzungsrechte an den ihm übergebenen Konvoluten vor. Auch darüber werden individuelle Regelungen getroffen.
Das DFI kann Werke aus dem Archiv zu Zwecken von Ausstellungen verleihen und so der Öffentlichkeit auch außerhalb der eigenen Institution zugänglich machen, sofern dies vertraglich mit den Fotoschaffenden und Rechtenachfolger*innen beschlossen wurde. Neben der Verwaltung und Sicherung der im Archiv befindlichen Bestände steht das DFI als Kompetenzzentrum auch bestehenden fotografischen Nachlässen bzw. Stiftungen einzelner Fotograf*innen als Kooperations– und Ansprechpartner zur Seite.
2.4 Kunsttechnologie / Restaurierung / Konservierung / Neuproduktion
Das DFI sieht einen wichtigen Schwerpunkt seiner Arbeit in der kunsttechnologischen Untersuchung, Konservierung und Restaurierung von analogen, digitalen und hybriden Formen des fotografischen Erbes. Durch die Integration spezialisierter Restaurator*innen und einer technischen Infrastruktur sollen nicht nur die Objekte aus der eigenen Sammlung untersucht und behandelt, sondern auch externen Sammlungen, Künstler*innen und Fotograf*innen Dienstleistungen geboten werden, die zur Bewahrung des fotografischen Kulturerbes beitragen. Die Konservierung und Kunsttechnologie am DFI orientiert sich dabei an den aktuellen ethischen Chartas und Richtlinien, um die berufsethischen Grundsätze und Verhaltensregeln zu wahren. Es arbeitet nach höchstem technischen Standard.
Die Erkenntnisse, die durch die Forschung am DFI gewonnen werden, sollen Fachleuten, Sammlungsverantwortlichen und der Öffentlichkeit in geeigneten Formaten wie Empfehlungen, Weiterbildungsangeboten und Veranstaltungen vermittelt werden.
Das DFI ist das Kompetenzzentrum in der Notfallversorgung von Fotografien. Dafür baut es ein Netzwerk aus Spezialdienstleister*innen auf, kooperiert mit bestehenden Notfallverbünden und entwickelt Methoden zur Vermittlung von Erstmaßnahmen und Restaurierung geschädigter Fotografien. Für zeitgenössische und hybride Formen von Fotografie besteht international noch Entwicklungsbedarf an einheitlichen Methoden und Erkenntnissen zu Materialalterung und Produktionsprozessen. Desiderate gibt es unter anderem in den Bereichen Farbfotografie und Neuproduktion, Restaurierung / Konservierung von aktuellen Druckverfahren wie Tintenstrahldrucken, Konservierung komplexer analoger bzw. digitaler Kunstwerke und Konservierung digitaler Daten. Darüber hinaus wirkt das DFI an weiteren Erkenntnissen und Methoden der präventiven Konservierung von fotografischen Materialien mit. Der Bereich Kunsttechnologie / Restaurierung / Konservierung / Neuproduktion arbeitet mit Fotorestaurator*innen, Konservierungswissenschaftler*innen, Naturwissenschaftler*innen, Informatiker*innen und Partner*innen aus der bildgebenden und produzierenden Fotoindustrie an der Optimierung und Entwicklung von Konservierungs- und Restaurierungsmethoden. Die Abteilung ist außerdem involviert in gesamtgesellschaftliche Fragestellungen der Fotografe, die ausgehend vom DFI mit den Geistes- und Rechtswissenschaften diskutiert werden.
Es ist unabdingbar, dass das DFI über die notwendige Forschungsinfrastruktur zur präventiven Konservierung verfügt, um Materialtestung, Materialcharakterisierung und technische Studien zu fotografischem Material nach neuesten Standards durchführen zu können. Das DFI kann dadurch auch Dienstleistungen für analytische Labormethoden und konservierungswissenschaftliche Methoden anbieten.
Das DFI kooperiert hier eng mit restauratorischen und konservierungswissenschaftlichen Studiengängen und sucht aktiv die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen. Für die Entwicklung und praktische Ausführung arbeitet es mit der Industrie und Spezialdienstleister*innen zusammen und vernetzt das Fachpersonal, welches mit der Bewahrung von Kulturgut beauftragt ist. Die Restaurierungsabteilung arbeitet außerdem an den Grundlagen zur Kommunikation der Fachterminologie zur Bezeichnung und Schadensbenennung fotografischer Materialien.
Das DFI baut eine umfangreiche Material- bzw. Referenzsammlung sowie eine Spezialbibliothek zur Restaurierung und Konservierung auf, welche die öffentliche medienspezifische Fachbibliothek zur Fotografie ergänzt.
Ephemere Materialien in der zeitgenössischen Kunst stellen ständig die Frage nach Originalität und Authentizität. In der modernen Farbfotografie kommen unbeständige Farb- und Kunststoffe häufig zur Anwendung. Die rapide fortschreitende Alterung dieser Materialien kann durch präventive Maßnahmen wie Kaltlagerung und minimale Präsentationsdauer verlangsamt, aber nicht aufgehalten werden. Dabei kann das Werk so stark entstellt werden, dass es nicht mehr öffentlich präsentiert werden kann und als unrestaurierbar eingestuft wird. Die klassischen Restaurierungstheorien, wie sie z. B. in der Restaurierung von historischen Schwarz-Weiß-Fotografien Anwendung finden, sind auf diese Werke nicht übertragbar. Hier trifft das restauratorische Interesse, das unweigerlich alternde Original so lange wie möglich zu erhalten, auf das Interesse von Künstler*innen und Fotograf*innen, den ursprünglichen Zustand über Neuproduktionen wiederherzustellen.
Das DFI entwickelt Strategien im Erhalt und Umgang mit obsoleten Materialien und Techniken und implementiert Methoden, um den Verlust von Informationen zu verhindern und dadurch die von den Künstler*innen und Fotograf*innen beabsichtigte Intention zu wahren. Es arbeitet dazu in einem interdisziplinären Austausch mit der bildproduzierenden und bildverarbeitenden Industrie, Fachbereichen der Restaurierung moderner und zeitgenössischer Kunst, der Fototheorie und den Geisteswissenschaften zusammen und entwickelt daraus Empfehlungen zum Erhalt moderner und zeitgenössischer Fotografie.
Der langfristige Erhalt von Farbfotografien beinhaltet die Archivierung und Erhaltung der Negative und digitalen Daten unter optimalen Bedingungen sowie die optimale Archivierung von Originalvorlagen, Teststreifen und Lab-Messwerten, die lückenlose Dokumentation der unterschiedlichen Bearbeitungsschritte und verwendeten Materialien, die authentische Neuproduktion von stark gealterten Arbeiten, die Optimierung und den Erhalt von Produktionsmöglichkeiten und die Sicherung der Ressourcen (Papier, Kleber, Maschinen, Mitarbeiter*innen, Wissen etc.) in enger Absprache mit den Laboren sowie das Einbinden neuer Produktionsmöglichkeiten. Das DFI agiert als Forschungszentrum, das sich praktisch und theoretisch mit den Folgen dieser technologischen Herausforderung beschäftigt und damit fortlaufend Wissen generieren kann.
Die Frage, ob Veränderungen des Farboriginals zwangsläufig zur Neuproduktion führen sollten oder welche Maßnahmen alternativ ergriffen werden können, ist nicht eindeutig und muss individuell gelöst werden. Hier kann das DFI zur beratenden Instanz werden, mit der diese Fragen diskutiert und Handlungsempfehlungen sowie Leitmodelle für alle Beteiligten – Künstler*innen, Museen, Galerien, Nachlassverwalter*innen – gegeben werden können.
Dies ist bei lebenden Künstler*innen und Fotograf*innen im direkten Dialog möglich. Im Fall von Nachlässen kann das DFI eine Anlaufstelle sein, an der Standards entwickelt werden, die eine Neuproduktion im Sinne der ursprünglichen Absicht der Künstler*innen sicherstellen.
2.5 Digitalisierung / digitale Archivierung
Neben dem physischen Erhalt des fotografischen Materials ist die Digitalisierung von analogem Material Teil der Forschung und Archivierung. Das DFI koordiniert und berät technisch und methodisch bei Digitalisierungsvorhaben und bei der Antragstellung zu entsprechenden Förderprogrammen, zum Beispiel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und weiterer Stiftungen.
Es engagiert sich aktiv in Kooperationen mit hierzu forschenden Institutionen und bestehenden Netzwerken zur digitalen Langzeitarchivierung (z. B. nestor) sowie den digitalen Geisteswissenschaften (z. B. Digitale Forschungsinfrastruktur für die Geistes- und Kulturwissenschaften, DARIAH-DE). Es verfasst Empfehlungen zum Umgang mit digitalen Bilddaten für Öffentlichkeit und Sammlungen; es entwickelt Strategien, um den Verlust von digitalen Fotografien zu verhindern.
Die Standards, die das DFI für die interne Nutzung erarbeitet, können auch als Empfehlung für weitere Institutionen gelten und werden diesen in einem konstruktiven Austausch zur Verfügung gestellt.
Das DFI setzt sich eine weitsichtige und nachhaltige Archivierung digitaler Daten zur Aufgabe, die sich an die immer rasanter wechselnden Speicherformate anpasst, um sie dauerhaft lesbar zu erhalten.
Die Masse der stetig erzeugten Fotografien ist enorm und bestehende Archive stoßen schnell an ihre Grenzen. Deswegen bedarf es hier nachhaltiger Strukturen, Kriterien und Systematiken, die das Arbeiten mit dem digitalisierten Material in Zukunft ermöglichen. Dazu zählt insbesondere die Katalogisierung von Bildern nach verschiedenen Kriterien. Neben der vom Fachpersonal vorgenommenen Verschlagwortung von Bildern sollen hierbei auch KI-Algorithmen zum Einsatz kommen, um die langfristige Erhaltung und Nutzbarmachung von fotografischem Kulturgut zu unterstützen.
Das DFI möchte die von ihm digital erschlossenen Bestände auch auf seiner Website erfahrbar und zugänglich machen.
3. Architektur und Ausstattung
Das DFI ist ein Ort, der gleichermaßen einem interessierten Publikum aus allen Altersklassen wie auch Fachleuten zu Recherche- und Forschungszwecken offen steht. Sowohl die Bestände der eigenen Sammlung wie auch die Forschungswerkstätten, die Bibliothek und die Ausstellungsflächen sollen zugänglich und sichtbar sein. Diese Offenheit soll auch durch die Architektur vermittelt werden.
Entsprechend der Vielfältigkeit der Materialien müssten unterschiedliche Depots mit verschiedenen klimatischen Voraussetzungen eingerichtet werden. Anvisiert ist die teilweise Öffnung des Archivs und der Bestände durch ein Schaudepot, das die Arbeit und Aufgaben offenlegt und erfahrbar macht. Museen weltweit wie das Schaulager in Basel, das Brooklyn Museum in New York oder das Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam zeigen ihre Sammlungen außerhalb der kuratierten Ausstellungsflächen bereits über offene Schaudepots; in Deutschland hat die Kunsthalle Rostock einen eindrucksvollen Neubau mit Schaudepot errichtet.
Das Schaudepot bildet den zentralen Raum im Gebäudeteil, der dem Archiv und der wissenschaftlichen Arbeit zugeordnet ist. Hier sind auch die Räumlichkeiten des Bereichs Kunsttechnologie / Konservierung / Restaurierung / Neuproduktion anzusiedeln, zu denen Werkstätten und Labore zur Durchführung material- und konservierungstechnischer Forschung gehören. Zusätzlich bedarf es an Räumen für die Verarbeitung analoger Fotografien (Dunkelkammern), einem Raum für die Verarbeitung digitaler Fotografie (Bildbearbeitungs- und Ausgabemöglichkeit mit Farbmanagement) sowie einem Fotostudio für Aufnahmen zu Zwecken der Reproduktion und Dokumentation und für Workshops.
Die Digitalisierungsstrecke umfasst die Bearbeitung von Negativen, Glasplatten, Dias, Archivalien sowie Positiven, auch dies muss mit eigenen Räumlichkeiten bedacht werden.
Der öffentliche Teil des DFI wird bestimmt von Ausstellungsräumen, die verschiedene Arten von Präsentationen erlauben und an den jeweiligen Bedarf und das Konzept der einzelnen Ausstellungsformate angepasst werden können. In diesem Gebäudeteil befinden sich weitere öffentliche Räume für Veranstaltungen wie Symposien, Vorträge oder Konferenzen sowie die Bibliothek und ein Café.
Die Architektur muss Raum geben, um mit Besucher*innen und Gruppen verschiedener Größen vor Ort arbeiten zu können. Neben entsprechend ausgestatteten Räumen für praktische Workshops und Seminare sind auch Räume für theoretische Forschung und Recherche notwendig.
Büroräume für Wissenschaft, Verwaltung, Vermittlung und Technik und Sicherheit sind im nicht öffentlich zugänglichen Teil des Gebäudes zu planen.
Ausreichende Platzkapazitäten sind zur Aufnahme von Vor- sowie Nachlässen, für Anlieferung, Quarantäne, Sichtung, Erschließung, Inventarisierung und Deponierung und spezielle klimatische und lichttechnische Bedingungen zu bedenken.
Das Deutsche Fotoinstitut macht sich den Erhalt gefährdeter Kulturgüter zum Auftrag. In diesem Sinne sollen auch der Bau und Betrieb der Einrichtung eine nachhaltige Strategie verfolgen. Eine höchste Klassifizierung nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) wird angestrebt.
3.1 Raumprogramm
Exemplarische Darstellung der zentralen Räume und Bereiche
4. Personal
Basierend auf dem inhaltlichen Konzept und dessen Anforderungen empfiehlt sich folgende Personalstruktur:
1. Direktion
Direktor*in
Kaufmännische Direktor*in
Direktionsassistenz
Kaufmännische Direktionsassistenz
Sekretariat
5 Stellen
2. Verwaltung / Technik
Buchhaltung und Finanzcontrolling
EDV, IT
Ausstellungs- und Veranstaltungstechniker*in
Facility Management
Hausmeister*in
5 Stellen
3. Öffentlichkeitsarbeit / Kommunikation
Presse– und Öffentlichkeitsarbeit
Digitale Kommunikation, Soziale Medien
Marketing, Veranstaltungen
Externe Kooperationen und Vernetzungen
Sachbearbeiter*in Drittmittelprojekte, Fundraising
6 Stellen
4. Vermittlung
Leitung Kunstvermittlung
Assistenz Kunstvermittlung
Website / soziale Medien
Publikationen
5 Stellen
5. Archiv / Depot
Archivierung, Katalogisierung, Digitalisierung
Fotograf*in, Laborant*in
Medientechniker*in (digitale Aufbereitung)
Datenmanagement, Systemtechnik und Langzeitarchivierung (Digitalisierung)
10 Stellen
6. Wissenschaft / Forschung / Präsentation
Sammlungsleitung
Künstlerische- / Ausstellungsleitung
Wissenschaftliche Mitarbeiter*in Theorie und Geschichte der Fotografie
Wissenschaftliche Mitarbeiter*in Bildwissenschaften
Fotorestaurator*in
Restaurator*in Digitale Medien
Restaurator*in präventive Konservierung (Forschung/Beratung)
Konservierungswissenschaftler*in (Forschung/Dienstleistung)
Ausstellungsmanagement
Labortechniker*in (Forschung/Dienstleistung)
Bibliothekar*in
Studiensaal, Vorlagenraum
19 Stellen
Total: 50 Stellen
5. Standort
Nordrhein-Westfalen kommt eine tragende Rolle in der Geschichte der Fotografie zu. Pioniere und große Persönlichkeiten der Fotografie wie Wilhelm Röntgen (1845–1923), August Sander (1876–1964), Hugo Schmölz (1879–1938) oder Chargesheimer (1924–1971) stammen aus dem Rheinland. Wegweisende Lehrer wie Albert Renger–Patzsch, Otto Steinert, Hilla und Bernd Becher prägten in der Vergangenheit die Vermittlung der Fotografie auf Hochschulebene. Heute wirken unzählige Fotokünstler aller Generationen in Düsseldorf und bilden im Zusammenspiel mit der Kunstakademie und den vielfältigen Museen eine beispiellose, international stark beachtete und lebendige Fotoszene.
In Leverkusen war mit Agfa jahrzehntelang der europäische Marktführer im Bereich Fotochemie und Kameratechnik angesiedelt, dessen Fotografiesammlung heute im benachbarten Museum Ludwig in Köln beherbergt wird. Mit der photokina und der Pionierleistung des Sammlers L. Fritz Grubers, der die Fotografie 1951 zur „Sprache der Welt“ erklärte und fortan bedeutende Fotograf*innen zu seinen Bilderschauen nach Köln holte, wurde das Rheinland in der Nachkriegszeit zu einem internationalen Schauplatz für die Fotografie. Eine große Zahl von Initiativen schlossen sich an. Auch das Galerienwesen im Bereich der Fotografie, verbunden mit den Namen Ann und Jürgen Wild (Köln) sowie Rudolf Kicken und Wilhelm Schürmann (Aachen, Köln, später Berlin), wirkt seit den 1970er Jahren für den Kunstmarkt impulsgebend. Seit den 1990er Jahren spielt die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur eine zunehmend wichtige Rolle, die ihren Fokus auf die dokumentarisch konzeptuelle Fotografie, den Erhalt umfangreicher Werkreihen ebenso wie auf die Zusammenarbeit mit Institutionen und Künstler*innen legt. Programmatische Folien bilden hier das August Sander Archiv und das Archiv von Bernd und Hilla Becher.
Zentrale Forschungs- und Wissenschaftsinstitutionen wie die Deutsche Gesellschaft für Photographie e. V. (DGPh) und der erste Lehrstuhl für Fotogeschichte sind in Köln angesiedelt. Mit der ersten Professur für Fotografie an einer Hochschule, besetzt durch Bernd Becher im Jahr 1976 an der Kunstakademie Düsseldorf, hat sich die Landeshauptstadt zu einem bedeutenden Zentrum für Fotografie entwickelt, an dem einflussreiche Künstler*innen leben und arbeiten und mit ihrem Werk die jüngere Fotogeschichte bis heute maßgeblich beeinflussen. Auf Fotografie ausgerichtete Spezialdienstleister*innen (z. B. Bildbearbeitung, Print, Labor, Rahmung) sind hier ansässig und bereichern die gewachsene wie die aktuell vorhandene Infrastruktur.
Entlang der Rhein-Ruhrschiene nach Köln (die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Museum Ludwig, Internationale Photoszene, photokina) und Essen (Folkwang Universität, Museum Folkwang) befindet sich der Standort Düsseldorf in zentraler Lage. Bezieht man auch die Städte Bonn, Bottrop und Dortmund mit ihren wichtigen Museen und Institutionen (LVR-LandesMuseum Bonn, Kunstmuseum Bonn, Josef Albers Museum, Quadrat Bottrop oder FH Dortmund) ein, so kann Düsseldorf aufgrund seiner geografischen Lage eine hervorragend zentrale Position einnehmen.
Düsseldorf zeichnet sich im Bereich der bildenden Kunst und der Fotografie durch eine weitreichende Tradition und gewachsene Struktur im Miteinander der umliegenden Städte ebenso wie innerhalb der internationalen Kunstszene aus und genießt einen guten Ruf als internationale Kunstmetropole. Ausgehend von der Kunstakademie Düsseldorf und den mit ihr kooperierenden Institutionen, darunter die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und weitere museale Institutionen, ist neben einer weltweit hoch anerkannten Ausbildung von Künstler*innen ein Netzwerk mit nationalen und internationalen Akteur*innen geschaffen worden, was den kontinuierlichen künstlerischen Austausch zwischen den verschiedenen Disziplinen stärkt. Mit seiner Dichte an Galerien, Ateliers und öffentlichen Kunstinstitutionen kann Düsseldorf eine vielstimmige und professionelle kulturelle Infrastruktur vorweisen, in die das DFI im besten Sinne eingebunden wäre.
Mit einem Standort am Düsseldorfer Ehrenhof ist ein historisch bedeutsamer Ort gefunden worden, der das DFI in Sichtweite mit traditionsreichen Kulturinstitutionen verbindet und so nachhaltige Synergien ermöglicht. Ein offenes Haus lebt vom Publikumsverkehr, der durch eine gute Erreichbarkeit und Einbettung in eine vorhandene kulturelle Infrastruktur gewährleistet wird. Ein Standort nahe des Düsseldorfer Ehrenhofs mit den dort ansässigen Institutionen kommt dem Wunsch nach einem offenen, hoch frequentierten Ort deshalb zugute.
Mit dem Kunstpalast, der Kunstsammlung NRW, dem NRW-Forum und der Kunsthalle Düsseldorf sind bedeutende Ausstellungshäuser in der unmittelbaren Umgebung vorhanden. Die neu gegründete Fotobiennale düsseldorf photo+ bietet eine weitere Schnittstelle, an der das DFI mit seiner interdisziplinären Ausrichtung anknüpfen kann. Und schließlich befindet sich mit der Kunstakademie eine renommierte Ausbildungsstätte für künstlerische Fotografie in direkter Nähe. Des Weiteren sei hier das Restaurierungszentrum Düsseldorf als einer der ersten Partner hervorgehoben, welches Expert*innen für die Erhaltung von Fotografie und Time-based-Media beschäftigt und über die notwendige technische Infrastruktur zur Untersuchung und Restaurierung dieser Materialien verfügt.
6. Nächste Schritte
Organisatorisch soll in einem ersten Schritt für die Gründung des DFI ein Sachverständigenbeirat gegründet werden, der die zuvor genannten Abteilungen in der Konstitution berät. In ihm sollen unter anderem Vertreter*innen von Kommune, Land und Bund, Vertreter*innen des Vereins zur Gründung eines Deutschen Fotoinstituts, Künstler*innen und Fotograf*innen, Vertreter*innen von potenziellen Kooperationspartner*innen sowie von Verbänden und Interessensgemeinschaften repräsentiert sein. Dabei werden die Empfehlungen der Kommission des BKM, die Grundlagen des Beschlusses des Bundestages und die konkreten Anforderungen des Standortes, wie oben aufgeführt, zu einem Gesamtkonzept zusammengeführt und daraus alle weiteren Schritte abgeleitet. Ziel ist eine breite Einigung auf eine inhaltliche Konzeption und eine weitere fundierte Analyse des Bedarfs.
Einzelne spezialisierte Arbeitsgruppen sollen die verschiedenen inhaltlichen und organisatorischen Bereiche und Aufgaben des DFI vertieft vorbereiten und planen. Wichtig ist hierbei eine offene Arbeitsweise mit flachen Hierarchien, in der alle beteiligten Seiten und Akteur*innen zu Wort kommen. Zeitgleich mit der Gründung des Sachverständigenbeirats wird ein leitendes Gründungsteam berufen, das den Aufbau des Instituts vorbereitet und lenkt.
Die Arbeit des DFI beginnt mit dem Aufbau eines Onlineangebots mit Vernetzungs- und Diskursplattform.
Der räumlichen Planung steht ein internationaler Architekturwettbewerb voran.
7. Ausblick
Das DFI hat relevante Werke und Werkkomplexe bewahrt und Besucher*innen sowie Wissenschaftler*innen die Möglichkeit gegeben, diese am Original zu entdecken und zu erforschen.
Die Arbeit des DFI besitzt Vorbildcharakter und hat in diesem Sinn eine Vielzahl von Projekten in anderen Institutionen inspiriert und gefördert.
Das DFI hat ein Netzwerk geschaffen, das den kollegialen Austausch über Fotografie zwischen Institutionen und Akteur*innen stützt.
Das DFI schaltet sich in öffentliche Debatten ein, tritt sie los und moderiert diese auch.
Es trägt kontinuierlich zu einer höheren Bildung rund um fotografische Bilder bei.
Das DFI hat dafür gesorgt, dass das aus seiner archivarischen und institutionellen Arbeit entstandene Wissen in Ausstellungen, auf seiner Website und in Publikationen vermittelt wurde.
Das DFI hat neue Methoden und Erkenntnisse zur Konservierung und Restaurierung von Fotografien entwickelt.
Das DFI hat dazu geführt, dass der Begriff Fotografie differenzierter benutzt wird und Fotografien kritischer betrachtet werden. Es leistet einen kontinuierlichen Beitrag zur Medien-
bildung in Bezug auf die Komplexität, die durch Digitalisierung und andere neue Bild-
gebungsverfahren entstanden ist.
Das DFI hat nicht vergessen, dass Fotografie Spaß macht.
Konzept zur Gründung eines
Deutschen Fotoinstituts (DFI)
in Düsseldorf
1. Einleitung – Warum ein Deutsches Fotoinstitut?
2. Aufgaben des Deutschen Fotoinstituts
2.1 Präsentation / Vermittlung
2.2 Forschung
2.3 Sammlung / Archiv / Nachlassverwaltung
2.4 Kunsttechnologie / Restaurierung / Konservierung / Neuproduktion
2.5 Digitalisierung / digitale Archivierung
3. Architektur und Ausstattung
3.1 Raumprogramm
4. Personal
5. Standort
7. Ausblick
Zusammenfassung
Mit dem Deutschen Fotoinstitut (DFI) in Düsseldorf soll ein Kompetenzzentrum zu Fragen der Präsentation und Vermittlung, Erforschung, Sammlung und Erhaltung analoger, digitaler und hybrider Formen des fotografischen Erbes entstehen.
Das DFI versteht sich einerseits als umfassendes Archiv fotografischer Kultur und vereint an einem Ort ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es sichert und sammelt relevante fotografische Vor- und Nachlässe und arbeitet diese exemplarisch auf. Das DFI möchte dabei den unterschiedlichen Existenzformen von Fotografie Rechnung tragen und verschiedenste Bereiche von Fotografie berücksichtigen, um das fotografische Erbe in größtmöglicher Vielfalt zu erfassen.
Das DFI fungiert als Dialogpartner und Vermittler zwischen Künstler*innen und Fotograf*innen auf der einen sowie Forschung und Industrie auf der anderen Seite.
Das DFI ist außerdem Beratungs- und Servicestelle zu Fragen rund um die Erhaltung von Fotografie und Denkfabrik, an der Grundlagenforschung betrieben wird. Es baut eine umfassende Materialsammlung zur kunsttechnologischen Erforschung aller fotografischer Medien auf.
Das DFI entsteht nicht in Konkurrenz zu bestehenden Sammlungen und Institutionen für Fotografie in Deutschland, sondern als langfristiger Partner für diese.
Das DFI kooperiert regional, national und international mit Kulturinstitutionen, Fotoarchiven, Universitäten, Regierungsbehörden, Bundesforschungseinrichtungen und Industrie. Es steht im Austausch mit Bildschaffenden sowie Interessens- und Berufsverbänden.
Die wissenschaftlichen und technologischen Standards, die das DFI für seine interne Nutzung erarbeitet, können als Empfehlung für fotosammelnde Institutionen und Organisationen gelten, um in einen konstruktiven Austausch zu kommen.
Mit seiner offenen Architektur, seinen Vermittlungsangeboten vor Ort sowie digitalen Formaten ist das DFI ein lebendiger Ort, der gleichermaßen einem interessierten Publikum aller Altersklassen wie auch Fachleuten offen steht.
Mit einem Standort in räumlicher Nähe zum Düsseldorfer Ehrenhof ist das DFI in eine kulturelle Infrastruktur mit traditionsreichen Kunstinstitutionen eingebunden und kann so nachhaltige Synergien bilden.
1. Einleitung – Warum ein Deutsches Fotoinstitut?
185 Jahre nach ihrer Erfindung ist die Fotografie aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie bestimmt unsere Kommunikation, die Medien, den Wissenstransfer, ist persönliches wie kulturelles Gedächtnis. Sie findet im Privaten genauso Anwendung wie im Öffentlichen, in Wissenschaft, Kunst oder Wirtschaft.
Deutschland spielt in der Geschichte und Entwicklung der Fotografie eine zentrale Rolle. Werke von weltbekannten Fotograf*innen und Künstler*innen aus Deutschland befinden sich international in Museumssammlungen, haben die Bildsprache der Medien geprägt und Geschichte geschrieben. Auch die technische Entwicklung des Mediums ist eng mit deutschen Firmen wie Leica, Zeiss, Liesegang oder Agfa verbunden, deren Innovationen die Professionalisierung der Fotografie sowie ihren Aufstieg zum Massenmedium unbestritten geprägt haben.
Auf dem Gebiet der kunsthistorischen, theoretischen und interdisziplinär-wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Medium gibt es in Deutschland hoch spezialisierte und kompetente Institutionen.
Zu wenig wird jedoch bislang der Bewahrung, Archivierung und Restaurierung der Fotografie als Kulturgut Rechnung getragen. Diesen Mangel auszugleichen ist umso wichtiger vor dem Hintergrund, dass mit dem Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie neue Herausforderungen erwachsen sind und die notwendigen archivarischen und konservatorischen Maßnahmen voraussichtlich noch komplexer und anspruchsvoller werden. Sammlungen und Archive, selbst an großen öffentlichen Häusern, verfügen oft nicht über die technischen und personellen Ressourcen, um die fotografischen Bestände dauerhaft zu bewahren. Hier kann das neue Institut die Lücken füllen, welche das gewachsene Netz an individuell agierenden, föderal organisierten Fotosammlungen und -archiven offenbart.
In der zeitgenössischen Fotografie sind neben den konservativen Kategorien analog und digital medienübergreifende Mischformen und neue Technologien entstanden, die teilweise ganz auf das Internet oder die Sozialen Medien gestützt sind, was ihre Sammlung und Archivierung aus museologischer Sicht erschwert. All diese Entwicklungen verlangen nach neuen Bearbeitungsaufgaben und Bewahrungstechniken sowie innovativen Lösungen. Vor diesem Hintergrund soll mit dem Deutschen Fotoinstitut (DFI) ein bundesweites Kompetenzzentrum in Fragen der Forschung und Erhaltung von analogen, digitalen und hybriden Formen des fotografischen Erbes gegründet werden. Hier kann ein Institut, das im Bereich der materialspezifischen und kunsttechnologischen Forschung arbeitet, Maßstäbe setzen und zu einem Vorzeigeprojekt von internationaler Bedeutung werden.
Das Deutsche Fotoinstitut vereint die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Fotografie, ist Wissensspeicher und -vermittler, Initiator und Impulsgeber.
Mit seinem Archiv sichert es herausragende Vor- und Nachlässe, die künstlerisch bedeutsam sind oder eine übergeordnete kulturelle, zeittypische, dokumentarische oder gesellschaftliche Relevanz besitzen.
Als Kompetenzzentrum garantiert es die Konservierung und Digitalisierung fotografischer Werke nach neuesten technischen Standards und kooperiert mit Spezialdienstleister*innen und Restaurierungszentren. Es entwickelt Handlungsempfehlungen für die Bewahrung von Fotografie.
Es agiert als Vernetzungs- und Koordinierungsstelle für Fotosammlungen und -institutionen und ist hinsichtlich der Sicherung wesentlicher fotografischer Konvolute für kooperative Lösungen zwischen dem DFI, verschiedenen Institutionen und Künstler*innen bzw. entsprechenden Akteur*innen zuständig.
Das DFI entsteht nicht in Konkurrenz zu bestehenden Sammlungen und Institutionen für Fotografie, sondern als langfristiger Partner für diese. Als Ergänzung zu historisch ausgerichteten Sammlungen und Forschungsstätten richtet es den Blick auf die Zukunft des Mediums aus einer wissenschaftsübergreifenden Perspektive.
Es fungiert als öffentlicher Ort der Auseinandersetzung mit dem Medium sowohl für Expert*innen, aber auch für ein interessiertes Publikum, das sich dem Thema Fotografie von vielfältigen Herangehensweisen aus nähern kann.
2. Aufgaben des Deutschen Fotoinstituts
Das DFI ist ein Ort, an dem Wissen produziert und das Verständnis der Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Fotografie vertieft und vermittelt wird. Dies geschieht wissenschaftlich durch die Arbeit mit Technologien, Materialien und theoretischen Fragestellungen, Archivarbeit, öffentliche lokale sowie digitale Präsentationen, Bildung, institutionelle Kollaborationen, Publikationen sowie Stipendien für Forschung und künstlerische Arbeit.
Die Bestände des DFI – die fotografischen Vor- und Nachlässe genauso wie die Bibliothek, die Archive und die materialspezifischen Studien – sind einer internationalen Gemeinschaft aus Forschenden, Lernenden sowie der interessierten Öffentlichkeit zugänglich. Die verschiedenen Bereiche des DFI mit ihren Aktivitäten und Ressourcen sind eng miteinander verwoben, befruchten sich gegenseitig und schaffen so einen Raum, an dem Forschung, kritische Aus- einandersetzung, Wissensaustausch und Bildung ineinandergreifen.
Das DFI öffnet mit seinen Veranstaltungen und Projekten Räume für kreative und philosophische Formate mit explizit experimentellem Charakter und bietet eine gemeinsame Plattform für Wissenschaftler*innen, Kulturschaffende und die Öffentlichkeit. Eine offene Diskussion über zeitaktuelle Fragestellungen im Bereich der Fotografie und medialer Kontexte vor dem Hintergrund ihrer Entwicklung zwischen Vertreter*innen der Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft im Austausch mit einer globalen Öffentlichkeit gilt als Ideal. Sie soll relevante Aspekte aktueller Forschung extrahieren und soziokulturelle Zukunftsperspektiven entwerfen.
2.1 Präsentation / Vermittlung
Die Präsentation und Vermittlung von Fotografie ist eine Kernaufgabe des DFI, mit der das Institut sich einem breiten Publikum öffnen möchte. Die wissenschaftliche Abteilung arbeitet von Anfang an eng mit der Vermittlungsabteilung und der Digitalredaktion des DFI zusammen, um eine organische physische und digitale Präsentation und Vermittlung zu gewährleisten.
Das DFI ist ein lebendiger Ort, das die ihm anvertrauten Werke von Künstler*innen zeigt, in Dia- log bringt, verleiht und diskutiert. Verschiedene Formate dienen dazu, die unterschiedlichen Zielgruppen des DFI – an Fotografie interessierte Bürger*innen und Schulklassen genauso wie Spezialist*innen oder Fachleute – auf mehreren Ebenen anzusprechen. Schwerpunkt der öffentlichen Präsentation ist der Ausstellungsbetrieb, wobei die Definition einer Ausstellung bewusst offengehalten wird und nicht nur die Präsentation von fotografischen Bildern bein- haltet, sondern auch Archivmaterialien, Ephemera, Technologie, Film oder andere Medien umfassen kann. Durch das Ausstellungsprogramm soll das breite Spektrum der Fotografie erfahrbar werden. Die Ausstellungen des DFI können auch wandern und an anderen Institutionen national wie international gezeigt werden.
Mit der geplanten offenen und durchlässigen Architektur bietet sich die Möglichkeit, sowohl dauerhafte Sammlungspräsentationen aus den eigenen Beständen als auch Wechselausstellungen mit eigens produzierten Konzepten oder Übernahmen aus anderen Institutionen aus dem In- und Ausland zu zeigen. Es gibt keine inhaltlichen Einschränkungen, solange das Konzept für den fotografischen Diskurs bedeutend ist. Die Relevanz wird durch das kuratorische und wissenschaftliche Team des Instituts ermittelt. Das DFI setzt sich für ein ausgewogenes Verhältnis der Sichtbarkeit von Künstler*innen und Fotograf*innen ein und nimmt möglichst viele unterschiedliche Perspektiven in den Blick.
Auch öffentliche Seminare, Symposien oder Tagungen können Ausgangspunkt einer Präsentation oder Ausstellung sein, sodass eine Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Praxis entsteht. Die Zusammenarbeit mit Schulen, Ausbildungsstätten und Hochschulen ist selbstverständlich.
Das DFI verfolgt einen zukunftsorientierten und nachhaltigen Ansatz der Wissensvermittlung. Am Institut sollen partizipative Formate in enger Zusammenarbeit mit Künstler*innen und Fotograf*innen, aber auch mit Wirtschaft und Forschung entwickelt werden, in denen Fotografie einen Raum für intensive, wechselseitig inspirierende, kritische und neugierige Interaktionen zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft eröffnen kann. Die Vermittlungsarbeit findet durch Führungen, Workshops, Seminare, Symposien, Publikationen, Gesprächs- und Onlineformate sowie Soziale Medien statt. Geführte Besuche durch das Schaudepot sowie die Labore und Werkstätten tragen außerdem dazu bei, die vielfältigen fotografischen The- men und Fragestellungen zugänglich zu machen. Alle Vermittlungsangebote werden generationenübergreifend und inklusiv gedacht.
Ebenso wichtig für die Vermittlungsarbeit ist die öffentliche Präsenzbibliothek, die ein fester Bestandteil des DFI ist und zur vertiefenden Auseinandersetzung mit Fotografie einlädt. Hier besetzt das DFI eine spezialisierte Nische und ergänzt das Angebot der akademischen Bibliotheken der Hochschulen sowohl in der Region als auch weit darüber hinaus.
Online erfährt man über die Arbeit des DFI durch seine Webseite, auf der möglichst alle Bilder, Informationen und Arbeitsergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Digitale Ausstellungs- und Vermittlungsformate werden Hand in Hand mit den Ausstellungen vor Ort gedacht und machen die Präsentationen des DFI über den Standort hinaus erfahrbar.
Die Website des DFI dient zusätzlich als aktive Plattform des Austauschs und der Bildung. Durch die Veröffentlichung von aktueller Berichterstattung und Neuigkeiten aus dem Gebiet der Fotografie, Essays, Kommentaren, Studien und die Bereitstellung von Tutorials und Diskussionsforen soll die Webseite zu einer wichtigen Anlaufstelle für Fotografie werden.
2.2 Forschung
Das DFI ist gleichermaßen ein Ort der Forschung im Sinne eines Labors sowie der Produktion und Interpretation von Wissen. Die Fotografie im DFI ist sowohl Werkzeug als auch Gegenstand der Forschung. In diesem Zusammenhang ist die Erforschung der Auswirkungen von Fotografie und ihrer technologischen Entwicklung auf Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ebenso Aufgabe des DFI wie die impulsgebende und zukunftsgewandte bildwissenschaftliche und kunsttechnologische Beschäftigung mit ihr.
Die Erforschung kunsttechnologischer Fragestellungen und Methoden zum Erhalt von Fotografien werden am DFI durch den Aufbau der notwendigen Infrastruktur ermöglicht. Das DFI deckt auf diese Weise einen in Deutschland bisher wenig berücksichtigten Forschungsbereich ab und kann so einen wertvollen Beitrag zum internationalen Diskurs leisten.
Obwohl es in Deutschland an einigen Universitäten und Archiven eine breite kunst- und fotohistorische Forschung gibt, wird die Wissensproduktion und -vermittlung im Bereich der Fotografie als Kunstwerk seit Ende der 1970er Jahre nur als Teilbereich der Kunst- und Bildwissenschaften geführt. Es herrscht Bedarf an einer breiten Grundlagenforschung, die sich mit fotografischen Kunstwerken, ihren Intentionen und Techniken, ihren wechselnden Materialitäten und ihren spezifischen Erscheinungsformen auseinandersetzt. Deutschland hat ein hoch spezialisiertes Gewerbe im Bereich der Produktion von zeitgenössischen Fotografien, dessen Wissen für die Erhaltung von Fotografie unerlässlich ist. Die institutionalisierte Vernetzung dieser Produzent*innen mit einer wissenschaftlichen Einrichtung wird international herausragend wirken. In enger gegenseitiger Abstimmung könnte ein Fotoinstitut so Produktionsmittel und Wissen erhalten und, wenn nötig, übernehmen, um auch überholte Technologien langfristig zu bewahren. Dafür kann das DFI in Zusammenarbeit mit den Künstler*innen und Fotograf*innen eine Datenbank aufbauen, in der Materialien, Technologien, Prozesse und spezialisierte Dienstleister*innen erfasst sind, um dieses Wissen langfristig zu erhalten. Ein Fotoinstitut als bundesweite Kompetenzstelle für Fotografie und fotobasierte Kunst, die mit ihrer Expertise andere Institutionen ergänzt oder berät, könnte so als Schnittstelle zwischen Künstler*innen, Wissenschaft, Technik, Galerien und Sammlungen fungieren.
Auf dem Feld der bildwissenschaftlichen und historischen Forschung zur Fotografie agiert das DFI als Denkfabrik, an dem Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Disziplinen ein offenes, innovatives und visionäres Umfeld finden, um gemeinsam im Rahmen von langfristig ausgerichteten Arbeitsgruppen und temporären Formaten wie Symposien, Konferenzen oder Workshops an Fragestellungen zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Fotografie zu arbeiten. Mit Stipendienprogrammen garantiert das DFI die Diversität und Unabhängigkeit der Forschung und der künstlerischen Produktion und fördert sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus künstlerischer Sicht innovative Herangehensweisen und Perspektiven. Die Stipendien halten die Diskussionen rund um die am Institut diskutierten Fragestellungen zur Fotografie lebendig und bringen neue Standpunkte in die Arbeit des DFI ein. Die vom DFI jährlich ausgeschriebenen Artists-in-Residence- bzw. Researcher-in-Residence-Programme richten sich an internationale Wissenschaftler*innen und Künstler*innen, die innerhalb der Infrastruktur des Instituts eigene Projekte entwickeln oder sich in bestehende Forschungsbereiche einbringen können. Neben dem Nachwuchs gilt es insbesondere, Wissenschaftler*innen und Künstler*innen in der Mitte ihrer Karriere zu unterstützen. Für die Künstler*innen wird zudem durch das DFI ein externes Atelier zur Verfügung gestellt. Das DFI kooperiert mit Kulturinstitutionen, Universitäten, Regierungsbehörden, Bundesforschungseinrichtungen und der Industrie. Darüber hinaus steht es im Austausch mit Fotograf*innen sowie Interessens- und Berufsverbänden. Das Institut initiiert Drittmittelprojekte und stellt im Rahmen dieser spezifische Arbeitsgruppen zusammen. Das DFI bekennt sich klar zu einem interdisziplinären Forschungsansatz zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft. Auch eine Öffnung zu privatwirtschaftstreibenden Unternehmen bedeutet nicht, sich einseitig der Logik von Märkten anzupassen. Im Gegenteil: Das Verstehen der Mechanismen des Kunstmarktes ist unabdingbar, um das Abwandern von soziokulturellen Schätzen der Fotografie zu verhindern und die zeitgenössische Kunstproduktion nachhaltig zu stärken, zu erhalten und wissenschaftlich aufgearbeitet einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Dazu gehört auch die Beschäftigung mit den rechtlichen Aspekten der Fotografie und die Etablierung von international anerkannten Archivierungs-, Lagerungs- und Zertifizierungsmethoden.
Die Ideen und Visionen von Künstler*innen und Fotograf*innen können die wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen anregen, da ihre breit gefächerte, explorative Herangehensweise das Denken der Wissenschaftler*innen öffnen kann. Umgekehrt können technologische Entwicklungen auch die künstlerischen Methoden und Ausdrucksformen erweitern, wie es sich vor allem im Bereich der Fotografie im Laufe der letzten Jahrzehnte besonders eindrücklich vollzogen hat.
Das DFI sucht die aktive Vernetzung nationaler wie internationaler Fotoarchive und -sammlungen, sowohl virtuell über gemeinsame Datenbanken als auch im direkten und persönlichen Kontakt mit Institutionen und Akteur*innen. Es initiiert den Aufbau einer nationalen Datenbank des fotografischen Erbes in Deutschland.
Nationale Bündnisse wie die Arbeitsgemeinschaft kunsthistorischer Bildarchive und Fototheken (AKBF) oder internationale Großprojekte wie die Europeana und die Datenbank Daguerreobase sind potenzielle Partner*innen, mit denen langfristig ein wertvoller und fruchtbarer Austausch entstehen kann.
Im Bereich Restaurierung / Konservierung befindet sich mit dem Restaurierungszentrum Düsseldorf ein wertvoller Partner in unmittelbarer Nähe. Regional ist auch der Studiengang Restaurierung und Konservierung des Cologne Institute for Conservation Sciences (CICS) vorhanden. Auch auf nationaler Ebene sind Kooperationen zu weiteren Restaurierungs- bzw. Konservierungsstudiengängen, aber auch zu bestehenden Forschungseinrichtungen wie zum Beispiel der Forschungsallianz Kulturerbe zu suchen. Darüber hinaus werden internationale Kooperationen mit führenden Institutionen in diesem Bereich, zum Beispiel dem Image Permanence Institute in Rochester (USA), angestrebt.
2.3 Sammlung / Archiv / Nachlassverwaltung
Das DFI versteht sich als umfassendes Archiv fotografischer Kultur. Eine Kernaufgabe des DFI, neben der Forschung zur und Präsentation von Fotografie, ist der Schutz und die Bewahrung fotografischer Nachlässe.
Das DFI ist ausgerichtet auf analoge, digitale und hybride Formen des Fotografischen. Aufgenommen, gesammelt und archiviert werden exemplarische Werke oder geschlossene Werkkomplexe, die künstlerisch bedeutsam oder von übergeordneter, kultureller, dokumentarischer, gesellschaftlicher Relevanz sind.
Das DFI möchte dabei den unterschiedlichen Existenzformen von Fotografie Rechnung tragen und verschiedenste Bereiche sowie Formen von Fotografie berücksichtigen, um das fotografische Erbe in größtmöglicher Vielfalt erfassen zu können. Dazu können neben der künstlerischen, dokumentarischen und bildjournalistischen Fotografie auch wissenschaftliche sowie private Fotografie bzw. Amateurfotografie gehören.
Werke aus allen Sammlungsbereichen sollen exemplarisch erforscht und kunsttechnologisch untersucht werden, um anhand ihrer Materialität neue Erkenntnisse und Empfehlungen für die Restaurierung und nachhaltige Bewahrung von Fotografie abzuleiten. Ergänzend zu fotografischen Vor- und Nachlässen kann das DFI persönliche Archive mit Dokumenten, Korrespondenz, Ephemera etc. einzelner Fotograf*innen in den Sammlungsbestand aufnehmen, wenn diese zur Erforschung des Werkes beitragen und Aufschluss über die Entstehungsgeschichte oder den Kontext desselben geben. Des Weiteren sind auch bedeutsame Sammlungen oder Archive von Sammler*innen aufzunehmen.
Ziel der Sammlung ist, größere Konvolute zu erhalten, sodass eine Position oder Werkreihe in ihrer ganzen Dimension nachvollziehbar wird. Demnach können Dokumente, Materialien, Positive, Negative, digitale Daten etc., auch wenn sie konservatorisch individuell behandelt werden, in einem Komplex zusammengeführt werden. Dabei kann es sich um komplette Vor- oder Nachlässe, komplette Sammlungsbestände, die schützenswert sind, einzelne Werkreihen, Negativkonvolute oder allein (bzw. rein) digitale Daten handeln.
Das DFI möchte Nachlässe vor der Zerstreuung und Veräußerung sichern. Insbesondere in diesem Bereich sieht es das DFI als seine Aufgabe an, die bereits bestehenden Nachlässe in den fotobasierten Archiven der Bundesländer zu vernetzen, zu unterstützen und in ihren jeweiligen inhaltlichen Ausrichtungen zu verstärken.
Über die Aufnahme von Vor- bzw. Nachlässen entscheidet ein Gremium. Das DFI bereitet die Entscheidungsgrundlagen vor und berät das Gremium in diesem Prozess.
Die Aufnahme von Vor- bzw. Nachlässen wird zwischen den Bildautor*innen bzw. deren Erb*innen und dem DFI individuell vertraglich geregelt, um die konservatorische Bewahrung und den Umgang mit dem Werk zu garantieren. Das DFI behält sich den Erwerb weitreichender Nutzungsrechte an den ihm übergebenen Konvoluten vor. Auch darüber werden individuelle Regelungen getroffen.
Das DFI kann Werke aus dem Archiv zu Zwecken von Ausstellungen verleihen und so der Öffentlichkeit auch außerhalb der eigenen Institution zugänglich machen, sofern dies vertraglich mit den Fotoschaffenden und Rechtenachfolger*innen beschlossen wurde. Neben der Verwaltung und Sicherung der im Archiv befindlichen Bestände steht das DFI als Kompetenzzentrum auch bestehenden fotografischen Nachlässen bzw. Stiftungen einzelner Fotograf*innen als Kooperations– und Ansprechpartner zur Seite.
2.4 Kunsttechnologie / Restaurierung / Konservierung / Neuproduktion
Das DFI sieht einen wichtigen Schwerpunkt seiner Arbeit in der kunsttechnologischen Untersuchung, Konservierung und Restaurierung von analogen, digitalen und hybriden Formen des fotografischen Erbes. Durch die Integration spezialisierter Restaurator*innen und einer technischen Infrastruktur sollen nicht nur die Objekte aus der eigenen Sammlung untersucht und behandelt, sondern auch externen Sammlungen, Künstler*innen und Fotograf*innen Dienstleistungen geboten werden, die zur Bewahrung des fotografischen Kulturerbes beitragen. Die Konservierung und Kunsttechnologie am DFI orientiert sich dabei an den aktuellen ethischen Chartas und Richtlinien, um die berufsethischen Grundsätze und Verhaltensregeln zu wahren. Es arbeitet nach höchstem technischen Standard.
Die Erkenntnisse, die durch die Forschung am DFI gewonnen werden, sollen Fachleuten, Sammlungsverantwortlichen und der Öffentlichkeit in geeigneten Formaten wie Empfehlungen, Weiterbildungsangeboten und Veranstaltungen vermittelt werden.
Das DFI ist das Kompetenzzentrum in der Notfallversorgung von Fotografien. Dafür baut es ein Netzwerk aus Spezialdienstleister*innen auf, kooperiert mit bestehenden Notfallverbünden und entwickelt Methoden zur Vermittlung von Erstmaßnahmen und Restaurierung geschädigter Fotografien. Für zeitgenössische und hybride Formen von Fotografie besteht international noch Entwicklungsbedarf an einheitlichen Methoden und Erkenntnissen zu Materialalterung und Produktionsprozessen. Desiderate gibt es unter anderem in den Bereichen Farbfotografie und Neuproduktion, Restaurierung / Konservierung von aktuellen Druckverfahren wie Tintenstrahldrucken, Konservierung komplexer analoger bzw. digitaler Kunstwerke und Konservierung digitaler Daten. Darüber hinaus wirkt das DFI an weiteren Erkenntnissen und Methoden der präventiven Konservierung von fotografischen Materialien mit. Der Bereich Kunsttechnologie / Restaurierung / Konservierung / Neuproduktion arbeitet mit Fotorestaurator*innen, Konservierungswissenschaftler*innen, Naturwissenschaftler*innen, Informatiker*innen und Partner*innen aus der bildgebenden und produzierenden Fotoindustrie an der Optimierung und Entwicklung von Konservierungs- und Restaurierungsmethoden. Die Abteilung ist außerdem involviert in gesamtgesellschaftliche Fragestellungen der Fotografe, die ausgehend vom DFI mit den Geistes- und Rechtswissenschaften diskutiert werden.
Es ist unabdingbar, dass das DFI über die notwendige Forschungsinfrastruktur zur präventiven Konservierung verfügt, um Materialtestung, Materialcharakterisierung und technische Studien zu fotografischem Material nach neuesten Standards durchführen zu können. Das DFI kann dadurch auch Dienstleistungen für analytische Labormethoden und konservierungswissenschaftliche Methoden anbieten.
Das DFI kooperiert hier eng mit restauratorischen und konservierungswissenschaftlichen Studiengängen und sucht aktiv die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen. Für die Entwicklung und praktische Ausführung arbeitet es mit der Industrie und Spezialdienstleister*innen zusammen und vernetzt das Fachpersonal, welches mit der Bewahrung von Kulturgut beauftragt ist. Die Restaurierungsabteilung arbeitet außerdem an den Grundlagen zur Kommunikation der Fachterminologie zur Bezeichnung und Schadensbenennung fotografischer Materialien.
Das DFI baut eine umfangreiche Material- bzw. Referenzsammlung sowie eine Spezialbibliothek zur Restaurierung und Konservierung auf, welche die öffentliche medienspezifische Fachbibliothek zur Fotografie ergänzt.
Ephemere Materialien in der zeitgenössischen Kunst stellen ständig die Frage nach Originalität und Authentizität. In der modernen Farbfotografie kommen unbeständige Farb- und Kunststoffe häufig zur Anwendung. Die rapide fortschreitende Alterung dieser Materialien kann durch präventive Maßnahmen wie Kaltlagerung und minimale Präsentationsdauer verlangsamt, aber nicht aufgehalten werden. Dabei kann das Werk so stark entstellt werden, dass es nicht mehr öffentlich präsentiert werden kann und als unrestaurierbar eingestuft wird. Die klassischen Restaurierungstheorien, wie sie z. B. in der Restaurierung von historischen Schwarz-Weiß-Fotografien Anwendung finden, sind auf diese Werke nicht übertragbar. Hier trifft das restauratorische Interesse, das unweigerlich alternde Original so lange wie möglich zu erhalten, auf das Interesse von Künstler*innen und Fotograf*innen, den ursprünglichen Zustand über Neuproduktionen wiederherzustellen.
Das DFI entwickelt Strategien im Erhalt und Umgang mit obsoleten Materialien und Techniken und implementiert Methoden, um den Verlust von Informationen zu verhindern und dadurch die von den Künstler*innen und Fotograf*innen beabsichtigte Intention zu wahren. Es arbeitet dazu in einem interdisziplinären Austausch mit der bildproduzierenden und bildverarbeitenden Industrie, Fachbereichen der Restaurierung moderner und zeitgenössischer Kunst, der Fototheorie und den Geisteswissenschaften zusammen und entwickelt daraus Empfehlungen zum Erhalt moderner und zeitgenössischer Fotografie.
Der langfristige Erhalt von Farbfotografien beinhaltet die Archivierung und Erhaltung der Negative und digitalen Daten unter optimalen Bedingungen sowie die optimale Archivierung von Originalvorlagen, Teststreifen und Lab-Messwerten, die lückenlose Dokumentation der unterschiedlichen Bearbeitungsschritte und verwendeten Materialien, die authentische Neuproduktion von stark gealterten Arbeiten, die Optimierung und den Erhalt von Produktionsmöglichkeiten und die Sicherung der Ressourcen (Papier, Kleber, Maschinen, Mitarbeiter*innen, Wissen etc.) in enger Absprache mit den Laboren sowie das Einbinden neuer Produktionsmöglichkeiten. Das DFI agiert als Forschungszentrum, das sich praktisch und theoretisch mit den Folgen dieser technologischen Herausforderung beschäftigt und damit fortlaufend Wissen generieren kann.
Die Frage, ob Veränderungen des Farboriginals zwangsläufig zur Neuproduktion führen sollten oder welche Maßnahmen alternativ ergriffen werden können, ist nicht eindeutig und muss individuell gelöst werden. Hier kann das DFI zur beratenden Instanz werden, mit der diese Fragen diskutiert und Handlungsempfehlungen sowie Leitmodelle für alle Beteiligten – Künstler*innen, Museen, Galerien, Nachlassverwalter*innen – gegeben werden können.
Dies ist bei lebenden Künstler*innen und Fotograf*innen im direkten Dialog möglich. Im Fall von Nachlässen kann das DFI eine Anlaufstelle sein, an der Standards entwickelt werden, die eine Neuproduktion im Sinne der ursprünglichen Absicht der Künstler*innen sicherstellen.
2.5 Digitalisierung / digitale Archivierung
Neben dem physischen Erhalt des fotografischen Materials ist die Digitalisierung von analogem Material Teil der Forschung und Archivierung. Das DFI koordiniert und berät technisch und methodisch bei Digitalisierungsvorhaben und bei der Antragstellung zu entsprechenden Förderprogrammen, zum Beispiel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und weiterer Stiftungen.
Es engagiert sich aktiv in Kooperationen mit hierzu forschenden Institutionen und bestehenden Netzwerken zur digitalen Langzeitarchivierung (z. B. nestor) sowie den digitalen Geisteswissenschaften (z. B. Digitale Forschungsinfrastruktur für die Geistes- und Kulturwissenschaften, DARIAH-DE). Es verfasst Empfehlungen zum Umgang mit digitalen Bilddaten für Öffentlichkeit und Sammlungen; es entwickelt Strategien, um den Verlust von digitalen Fotografien zu verhindern.
Die Standards, die das DFI für die interne Nutzung erarbeitet, können auch als Empfehlung für weitere Institutionen gelten und werden diesen in einem konstruktiven Austausch zur Verfügung gestellt.
Das DFI setzt sich eine weitsichtige und nachhaltige Archivierung digitaler Daten zur Aufgabe, die sich an die immer rasanter wechselnden Speicherformate anpasst, um sie dauerhaft lesbar zu erhalten.
Die Masse der stetig erzeugten Fotografien ist enorm und bestehende Archive stoßen schnell an ihre Grenzen. Deswegen bedarf es hier nachhaltiger Strukturen, Kriterien und Systematiken, die das Arbeiten mit dem digitalisierten Material in Zukunft ermöglichen. Dazu zählt insbesondere die Katalogisierung von Bildern nach verschiedenen Kriterien. Neben der vom Fachpersonal vorgenommenen Verschlagwortung von Bildern sollen hierbei auch KI-Algorithmen zum Einsatz kommen, um die langfristige Erhaltung und Nutzbarmachung von fotografischem Kulturgut zu unterstützen.
Das DFI möchte die von ihm digital erschlossenen Bestände auch auf seiner Website erfahrbar und zugänglich machen.
3. Architektur und Ausstattung
Das DFI ist ein Ort, der gleichermaßen einem interessierten Publikum aus allen Altersklassen wie auch Fachleuten zu Recherche- und Forschungszwecken offen steht. Sowohl die Bestände der eigenen Sammlung wie auch die Forschungswerkstätten, die Bibliothek und die Ausstellungsflächen sollen zugänglich und sichtbar sein. Diese Offenheit soll auch durch die Architektur vermittelt werden.
Entsprechend der Vielfältigkeit der Materialien müssten unterschiedliche Depots mit verschiedenen klimatischen Voraussetzungen eingerichtet werden. Anvisiert ist die teilweise Öffnung des Archivs und der Bestände durch ein Schaudepot, das die Arbeit und Aufgaben offenlegt und erfahrbar macht. Museen weltweit wie das Schaulager in Basel, das Brooklyn Museum in New York oder das Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam zeigen ihre Sammlungen außerhalb der kuratierten Ausstellungsflächen bereits über offene Schaudepots; in Deutschland hat die Kunsthalle Rostock einen eindrucksvollen Neubau mit Schaudepot errichtet.
Das Schaudepot bildet den zentralen Raum im Gebäudeteil, der dem Archiv und der wissenschaftlichen Arbeit zugeordnet ist. Hier sind auch die Räumlichkeiten des Bereichs Kunsttechnologie / Konservierung / Restaurierung / Neuproduktion anzusiedeln, zu denen Werkstätten und Labore zur Durchführung material- und konservierungstechnischer Forschung gehören. Zusätzlich bedarf es an Räumen für die Verarbeitung analoger Fotografien (Dunkelkammern), einem Raum für die Verarbeitung digitaler Fotografie (Bildbearbeitungs- und Ausgabemöglichkeit mit Farbmanagement) sowie einem Fotostudio für Aufnahmen zu Zwecken der Reproduktion und Dokumentation und für Workshops.
Die Digitalisierungsstrecke umfasst die Bearbeitung von Negativen, Glasplatten, Dias, Archivalien sowie Positiven, auch dies muss mit eigenen Räumlichkeiten bedacht werden.
Der öffentliche Teil des DFI wird bestimmt von Ausstellungsräumen, die verschiedene Arten von Präsentationen erlauben und an den jeweiligen Bedarf und das Konzept der einzelnen Ausstellungsformate angepasst werden können. In diesem Gebäudeteil befinden sich weitere öffentliche Räume für Veranstaltungen wie Symposien, Vorträge oder Konferenzen sowie die Bibliothek und ein Café.
Die Architektur muss Raum geben, um mit Besucher*innen und Gruppen verschiedener Größen vor Ort arbeiten zu können. Neben entsprechend ausgestatteten Räumen für praktische Workshops und Seminare sind auch Räume für theoretische Forschung und Recherche notwendig.
Büroräume für Wissenschaft, Verwaltung, Vermittlung und Technik und Sicherheit sind im nicht öffentlich zugänglichen Teil des Gebäudes zu planen.
Ausreichende Platzkapazitäten sind zur Aufnahme von Vor- sowie Nachlässen, für Anlieferung, Quarantäne, Sichtung, Erschließung, Inventarisierung und Deponierung und spezielle klimatische und lichttechnische Bedingungen zu bedenken.
Das Deutsche Fotoinstitut macht sich den Erhalt gefährdeter Kulturgüter zum Auftrag. In diesem Sinne sollen auch der Bau und Betrieb der Einrichtung eine nachhaltige Strategie verfolgen. Eine höchste Klassifizierung nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) wird angestrebt.
3.1 Raumprogramm
Exemplarische Darstellung der zentralen Räume und Bereiche
4. Personal
Basierend auf dem inhaltlichen Konzept und dessen Anforderungen empfiehlt sich folgende Personalstruktur:
1. Direktion
Direktor*in
Kaufmännische Direktor*in
Direktionsassistenz
Kaufmännische Direktionsassistenz
Sekretariat
5 Stellen
2. Verwaltung / Technik
Buchhaltung und Finanzcontrolling
EDV, IT
Ausstellungs- und Veranstaltungstechniker*in
Facility Management
Hausmeister*in
5 Stellen
3. Öffentlichkeitsarbeit / Kommunikation
Presse– und Öffentlichkeitsarbeit
Digitale Kommunikation, Soziale Medien
Marketing, Veranstaltungen
Externe Kooperationen und Vernetzungen
Sachbearbeiter*in Drittmittelprojekte, Fundraising
6 Stellen
4. Vermittlung
Leitung Kunstvermittlung
Assistenz Kunstvermittlung
Website / soziale Medien
Publikationen
5 Stellen
5. Archiv / Depot
Archivierung, Katalogisierung, Digitalisierung
Fotograf*in, Laborant*in
Medientechniker*in (digitale Aufbereitung)
Datenmanagement, Systemtechnik und Langzeitarchivierung (Digitalisierung)
10 Stellen
6. Wissenschaft / Forschung / Präsentation
Sammlungsleitung
Künstlerische- / Ausstellungsleitung
Wissenschaftliche Mitarbeiter*in Theorie und Geschichte der Fotografie
Wissenschaftliche Mitarbeiter*in Bildwissenschaften
Fotorestaurator*in
Restaurator*in Digitale Medien
Restaurator*in präventive Konservierung (Forschung/Beratung)
Konservierungswissenschaftler*in (Forschung/Dienstleistung)
Ausstellungsmanagement
Labortechniker*in (Forschung/Dienstleistung)
Bibliothekar*in
Studiensaal, Vorlagenraum
19 Stellen
Total: 50 Stellen
5. Standort
Nordrhein-Westfalen kommt eine tragende Rolle in der Geschichte der Fotografie zu. Pioniere und große Persönlichkeiten der Fotografie wie Wilhelm Röntgen (1845–1923), August Sander (1876–1964), Hugo Schmölz (1879–1938) oder Chargesheimer (1924–1971) stammen aus dem Rheinland. Wegweisende Lehrer wie Albert Renger–Patzsch, Otto Steinert, Hilla und Bernd Becher prägten in der Vergangenheit die Vermittlung der Fotografie auf Hochschulebene. Heute wirken unzählige Fotokünstler aller Generationen in Düsseldorf und bilden im Zusammenspiel mit der Kunstakademie und den vielfältigen Museen eine beispiellose, international stark beachtete und lebendige Fotoszene.
In Leverkusen war mit Agfa jahrzehntelang der europäische Marktführer im Bereich Fotochemie und Kameratechnik angesiedelt, dessen Fotografiesammlung heute im benachbarten Museum Ludwig in Köln beherbergt wird. Mit der photokina und der Pionierleistung des Sammlers L. Fritz Grubers, der die Fotografie 1951 zur „Sprache der Welt“ erklärte und fortan bedeutende Fotograf*innen zu seinen Bilderschauen nach Köln holte, wurde das Rheinland in der Nachkriegszeit zu einem internationalen Schauplatz für die Fotografie. Eine große Zahl von Initiativen schlossen sich an. Auch das Galerienwesen im Bereich der Fotografie, verbunden mit den Namen Ann und Jürgen Wild (Köln) sowie Rudolf Kicken und Wilhelm Schürmann (Aachen, Köln, später Berlin), wirkt seit den 1970er Jahren für den Kunstmarkt impulsgebend. Seit den 1990er Jahren spielt die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur eine zunehmend wichtige Rolle, die ihren Fokus auf die dokumentarisch konzeptuelle Fotografie, den Erhalt umfangreicher Werkreihen ebenso wie auf die Zusammenarbeit mit Institutionen und Künstler*innen legt. Programmatische Folien bilden hier das August Sander Archiv und das Archiv von Bernd und Hilla Becher.
Zentrale Forschungs- und Wissenschaftsinstitutionen wie die Deutsche Gesellschaft für Photographie e. V. (DGPh) und der erste Lehrstuhl für Fotogeschichte sind in Köln angesiedelt. Mit der ersten Professur für Fotografie an einer Hochschule, besetzt durch Bernd Becher im Jahr 1976 an der Kunstakademie Düsseldorf, hat sich die Landeshauptstadt zu einem bedeutenden Zentrum für Fotografie entwickelt, an dem einflussreiche Künstler*innen leben und arbeiten und mit ihrem Werk die jüngere Fotogeschichte bis heute maßgeblich beeinflussen. Auf Fotografie ausgerichtete Spezialdienstleister*innen (z. B. Bildbearbeitung, Print, Labor, Rahmung) sind hier ansässig und bereichern die gewachsene wie die aktuell vorhandene Infrastruktur.
Entlang der Rhein-Ruhrschiene nach Köln (die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Museum Ludwig, Internationale Photoszene, photokina) und Essen (Folkwang Universität, Museum Folkwang) befindet sich der Standort Düsseldorf in zentraler Lage. Bezieht man auch die Städte Bonn, Bottrop und Dortmund mit ihren wichtigen Museen und Institutionen (LVR-LandesMuseum Bonn, Kunstmuseum Bonn, Josef Albers Museum, Quadrat Bottrop oder FH Dortmund) ein, so kann Düsseldorf aufgrund seiner geografischen Lage eine hervorragend zentrale Position einnehmen.
Düsseldorf zeichnet sich im Bereich der bildenden Kunst und der Fotografie durch eine weitreichende Tradition und gewachsene Struktur im Miteinander der umliegenden Städte ebenso wie innerhalb der internationalen Kunstszene aus und genießt einen guten Ruf als internationale Kunstmetropole. Ausgehend von der Kunstakademie Düsseldorf und den mit ihr kooperierenden Institutionen, darunter die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und weitere museale Institutionen, ist neben einer weltweit hoch anerkannten Ausbildung von Künstler*innen ein Netzwerk mit nationalen und internationalen Akteur*innen geschaffen worden, was den kontinuierlichen künstlerischen Austausch zwischen den verschiedenen Disziplinen stärkt. Mit seiner Dichte an Galerien, Ateliers und öffentlichen Kunstinstitutionen kann Düsseldorf eine vielstimmige und professionelle kulturelle Infrastruktur vorweisen, in die das DFI im besten Sinne eingebunden wäre.
Mit einem Standort am Düsseldorfer Ehrenhof ist ein historisch bedeutsamer Ort gefunden worden, der das DFI in Sichtweite mit traditionsreichen Kulturinstitutionen verbindet und so nachhaltige Synergien ermöglicht. Ein offenes Haus lebt vom Publikumsverkehr, der durch eine gute Erreichbarkeit und Einbettung in eine vorhandene kulturelle Infrastruktur gewährleistet wird. Ein Standort nahe des Düsseldorfer Ehrenhofs mit den dort ansässigen Institutionen kommt dem Wunsch nach einem offenen, hoch frequentierten Ort deshalb zugute.
Mit dem Kunstpalast, der Kunstsammlung NRW, dem NRW-Forum und der Kunsthalle Düsseldorf sind bedeutende Ausstellungshäuser in der unmittelbaren Umgebung vorhanden. Die neu gegründete Fotobiennale düsseldorf photo+ bietet eine weitere Schnittstelle, an der das DFI mit seiner interdisziplinären Ausrichtung anknüpfen kann. Und schließlich befindet sich mit der Kunstakademie eine renommierte Ausbildungsstätte für künstlerische Fotografie in direkter Nähe. Des Weiteren sei hier das Restaurierungszentrum Düsseldorf als einer der ersten Partner hervorgehoben, welches Expert*innen für die Erhaltung von Fotografie und Time-based-Media beschäftigt und über die notwendige technische Infrastruktur zur Untersuchung und Restaurierung dieser Materialien verfügt.
6. Nächste Schritte
Organisatorisch soll in einem ersten Schritt für die Gründung des DFI ein Sachverständigenbeirat gegründet werden, der die zuvor genannten Abteilungen in der Konstitution berät. In ihm sollen unter anderem Vertreter*innen von Kommune, Land und Bund, Vertreter*innen des Vereins zur Gründung eines Deutschen Fotoinstituts, Künstler*innen und Fotograf*innen, Vertreter*innen von potenziellen Kooperationspartner*innen sowie von Verbänden und Interessensgemeinschaften repräsentiert sein. Dabei werden die Empfehlungen der Kommission des BKM, die Grundlagen des Beschlusses des Bundestages und die konkreten Anforderungen des Standortes, wie oben aufgeführt, zu einem Gesamtkonzept zusammengeführt und daraus alle weiteren Schritte abgeleitet. Ziel ist eine breite Einigung auf eine inhaltliche Konzeption und eine weitere fundierte Analyse des Bedarfs.
Einzelne spezialisierte Arbeitsgruppen sollen die verschiedenen inhaltlichen und organisatorischen Bereiche und Aufgaben des DFI vertieft vorbereiten und planen. Wichtig ist hierbei eine offene Arbeitsweise mit flachen Hierarchien, in der alle beteiligten Seiten und Akteur*innen zu Wort kommen. Zeitgleich mit der Gründung des Sachverständigenbeirats wird ein leitendes Gründungsteam berufen, das den Aufbau des Instituts vorbereitet und lenkt.
Die Arbeit des DFI beginnt mit dem Aufbau eines Onlineangebots mit Vernetzungs- und Diskursplattform.
Der räumlichen Planung steht ein internationaler Architekturwettbewerb voran.
7. Ausblick
Das DFI hat relevante Werke und Werkkomplexe bewahrt und Besucher*innen sowie Wissenschaftler*innen die Möglichkeit gegeben, diese am Original zu entdecken und zu erforschen.
Die Arbeit des DFI besitzt Vorbildcharakter und hat in diesem Sinn eine Vielzahl von Projekten in anderen Institutionen inspiriert und gefördert.
Das DFI hat ein Netzwerk geschaffen, das den kollegialen Austausch über Fotografie zwischen Institutionen und Akteur*innen stützt.
Das DFI schaltet sich in öffentliche Debatten ein, tritt sie los und moderiert diese auch.
Es trägt kontinuierlich zu einer höheren Bildung rund um fotografische Bilder bei.
Das DFI hat dafür gesorgt, dass das aus seiner archivarischen und institutionellen Arbeit entstandene Wissen in Ausstellungen, auf seiner Website und in Publikationen vermittelt wurde.
Das DFI hat neue Methoden und Erkenntnisse zur Konservierung und Restaurierung von Fotografien entwickelt.
Das DFI hat dazu geführt, dass der Begriff Fotografie differenzierter benutzt wird und Fotografien kritischer betrachtet werden. Es leistet einen kontinuierlichen Beitrag zur Medien-
bildung in Bezug auf die Komplexität, die durch Digitalisierung und andere neue Bild-
gebungsverfahren entstanden ist.
Das DFI hat nicht vergessen, dass Fotografie Spaß macht.